Niedersachsen

Fokus PrävEx - Maßnahmen zur Prävention und Deradikalisierung im niedersächsischen Strafvollzug und in der Bewährungshilfe

Seit 2017 arbeitet Violence Prevention Network im Justizvollzug und in der Bewährungshilfe des Landes Niedersachsen. Das Angebot umfasst seither sowohl Einzel- als auch Gruppenmaßnahmen zur Prävention, Intervention und Deradikalisierung für Jugendliche, (junge) Erwachsene sowie die Beratung von Angehörigen und Fachkräften im Phänomenbereich Islamismus.

2022 wurde der Phänomenbereich Rechtsextremismus/ Antisemitismus in die Arbeit integriert. In den Folgejahren traten verstärkt phänomenübergreifende Dynamiken zutage, die nicht mehr eindeutig einzelnen extremistischen Strömungen zugeordnet werden können. Diese Entwicklungen werden zunehmend in die fachliche Praxis eingebunden und insbesondere durch Vertiefungstrainings adressiert. Da sich fremdenfeindliche, extremistische, rassistische und demokratiefeindliche Ansichten in verschiedenen Phänomenbereichen feststellen lassen, finden die Gruppentrainings phänomenübergreifend statt.

Unser Projektleiter Dr. Samet Er in Es beginnt mit Samet – Teil 3 aus einer Videoreihe im Bundesprogramm „Demokratie leben!“ des Bundesministeriums für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend

 

Einzelmaßnahmenangebote für Inhaftierte

Einzeltrainings zur Ausstiegs-, Distanzierungs- und Deradikalisierungsbegleitung für inhaftierte Jugendliche und (junge) Erwachsene im Phänomenbereich islamistischer Extremismus. Im Rahmen von Einzeltrainings besteht zudem die Möglichkeit für ein Übergangsmanagement als Vorbereitung für die Entlassung und die Reintegration in die Gesellschaft.

Clearinggespräche für eine erste Einschätzung von auffälligen Einstellungen, Radikalisierungstendenzen und pädagogischen Interventionsmöglichkeiten im Phänomenbereich islamistischer Extremismus

Vertiefungstrainings zur frühzeitigen Prävention für inhaftierte Jugendliche und (junge) Erwachsene mit noch nicht gefestigten ideologischen Überzeugungen und Unsicherheiten in ihrer phänomenübergreifenden politischen oder religiösen Orientierung (z. B. Einzel-AKT®, AKT®-Nachbetreuung, Einzelsetting bei fehlender Gruppenkompatibilität o. ä.)

Stabilisierungscoachings nach der Haftentlassung, die den Übergang in ein selbstbestimmtes Leben begleiten und die Resilienz gegenüber extremistischen Einflüssen stärken

Gruppenangebote für Inhaftierte

  • Anti-Gewalt- und Kompetenztraining (AKT®)
    Präventives und intervenierendes Gruppentraining für inhaftierte Jugendliche und (junge) Erwachsene zu Gewaltdelikten. Die Maßnahme ist für 6 – 8 Teilnehmer*innen konzipiert und umfasst 12 Gruppensitzungen à 90 Minuten sowie begleitende biografische Einzelgespräche.

 

  • Biografiewerkstatt
    Präventive und intervenierende Gruppenmaßnahme zur Reflexion der eigenen Lebensgeschichte und zur Auseinandersetzung mit alternativen Lebensentwürfen. Inhaftierte Jugendliche und (junge) Erwachsene hinterfragen ihre Identität, bilanzieren ihre Vergangenheit und entwickeln neue Perspektiven für die Zukunft.

 

  • Präventionsworkshop
    Präventive und intervenierende Gruppenmaßnahme für inhaftierte (junge) Erwachsene mit demokratiedistanzierter oder radikalisierungsgefährdeter Haltung. Ziel ist die Stärkung von Selbstreflexion, Resilienz und Medienkompetenz sowie die Förderung pluralistischer Werte. Der Workshop umfasst 8 – 10 Gruppensitzungen à 90 Minuten.

Angebote für Fachkräfte in Justizvollzug und Bewährungshilfe

Ergänzend zu den Angeboten für Inhaftierte bietet Violence Prevention Network auch Fortbildungen und Reflexionsberatungen in niedersächsischen Justizvollzugsanstalten, in den Jugendarrestanstalten sowie im Rahmen der Bewährungshilfe an.

Fortbildungsangebote vermitteln Fachwissen im Umgang mit radikalisierten Personen, vertiefen das Verständnis für psychosoziale Dynamiken und Ideologisierungsprozesse und klären über verschiedene extremistische Phänomenbereiche und deren Hintergründe auf. Die Inhalte werden bedarfsorientiert angepasst.

Themenschwerpunkte der Angebote für Fachkräfte sind u. a.:

  • Grundlagen zur islamischen Religion
  • Aufklärung über religiös begründeten Extremismus (Neo-Salafismus/Islamismus)
  • Umgang mit antisemitischen, rassistischen und demokratiefeindlichen Ansichten
  • Der Nahost-Konflikt und seine Deutungen
  • Aufzeigen von Radikalisierungsverläufen

 

Reflexionsberatungen zur Förderung einer professionellen Haltung und eines sicheren Umgangs mit den komplexen Herausforderungen des besonderen und sich verändernden Gefangenenklientel, das multiplen Problemlagen unterliegt und dadurch bspw. Besonders gewaltaffin und/oder demokratiefeindlich sein kann.

  • Auswirkungen dieser Belastungssituationen
  • Selbstfürsorge, Stressreduktion sowie Überlastungsprävention im herausfordernden Vollzugsalltag

Die Beratungen sind ein geschützter Rahmen, dessen Inhalte sich an den Bedarfen der Bediensteten orientieren und sowohl für Gruppen (bspw. Dienstgruppen, Abteilungen) als auch individuell (telefonisch oder im Online-Format) in Anspruch genommen werden können.

Kontakt

Projekt Fokus PrävEx
Ferdinandstr. 3
30175 Hannover

0511 48979789
Flyer Fokus PrävEx 2025
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Abschlusspublikation der Projekte in Haft 2020 – 2024
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Barrierefrei: Flyer – Fokus PrävEx 2025